Mrs Winehouse, im Moment liest und hört man sehr viel über sie in den Medien - natürlich durch den Erfolg von "Back To Black" - aber auch durch ihren scheinbar sehr wilden Lebenswandel -
stören sie diese Artikel?

Nein, wenn die Medien schreiben: Sie trinkt und ist tätowiert und eigenwillig, was sollte mich daran stören? Ich habe bisher eigentlich nichts davon als unzutreffend oder unfair gesehen.

Das heißt, es ist alles wahr?

Ich verbringe meine Zeit nicht damit, alle Berichte zu studieren und nach Wahrheit abzuklopfen.

Ihr Album „Back To Black“ erzählt von sehr unterschiedlichen Erlebnissen und Gefühlen, sie beschreiben sehr intensive Beziehungen - wie viel Amy steckt in jedem Song?

Das Album ist komplett autobiographisch. Ich habe diese Dinge erlebt. Die Beziehung in der ich war... es war kein Spiel. Es ist schwer zu beschreiben. Es war sehr leidenschaftlich. Ich bin sehr
leidenschaftlich, sehr romantisch und sehr loyal.

Also geht es doch nur um eine ganz bestimmte Beziehung?

Ja. Um die eine. Und ihre vielen Seiten.

Wenn sie sagen, es ist autobiographisch - war das Thema „Rehab“ schon immer aktuell?

Ich habe jemanden geliebt, er hat mir das Herz gebrochen und ich habe mich gehen lassen... und eine sehr gute Zeit gehabt. (lacht) Es hatte schon etwas destruktives, aber irgendwie auch nicht. „Rehab“ kam, als ich bei meinem Vater Zeit verbracht hab, die Liebe meines Lebens hatte mich grad verlassen.

Ihr Vater wollte, dass sie einen Entzug machen?

Mein damaliger Manager ist aufgetaucht und sagte: Du musst in die „Rehab“. Ich war kurz da, aber der Therapeut sagte „Was wollen Sie hier - sie haben Liebeskummer, kein Alkoholproblem....“ So ist der Song entstanden. Aber hey, ich trinke nun mal gerne!

Sie sprechen in dem Song „Back To Black“ von einem „Sterben“... kann man sich je völlig von so einem Moment lösen?

Es war hart. Der song spricht für sich „ Wir verabschiedeten uns nur mit Worten, Ich starb einhundert Mal. Du gehst zurück zu ihr, und ich gehe zurück zu uns“

In „Just Friends“ sprechen sie von Freundschaft - wie schwierig ist der Schritt von Liebe zu „nur Freundschaft“?

Unmöglich. Keine Chance. Er soll die andere verlassen und zu mir zurückkommen. „Denn es wird schlimmer, ich will dich berühren, aber das tut nur weh. Wann werden wir, endlich, nur Freunde sein.“

Dass heißt, die negativen Erfahrungen geben mehr Inspiration, mehr Stoff für Songs her, als die positiven?

Schmerz nimmt dich so mit, dass du dich hinsetzt und gar nichts mehr kannst. Du fällst hinein wie in ein Loch ohne Boden. In dieser Situation konnte ich nur noch meine songs schreiben.

War ihr Ehemann Blake die Inspiration zu ihrem

Album Back To Black?

Er ist der Schlüssel zu vielem. Ich kann nicht ohne ihn sein. Ohne ihn wäre „Back To Black“ nicht entstanden. Das Wortspiel im Titel sagt doch schon alles.

In „I Wake Up Alone“ sprechen sie von der Angst, alleine aufzuwachen...

Das kennt doch jeder. Am Tag kommst du klar, beschäftigst dich. Doch nachts kommt alles wieder hoch. Du kannst dem Gefühl nicht entkommen. „Denn mein Tag ist nun vorbei, Dunkelheit umhüllt mich und ich kann nicht mehr wegrennen. Mein Blut gefriert, ich stehe vor ihm, das ist alles, was ich tun kann.“

Sie erzählen in „Some Unholy War“ aber auch davon, dass sie für „B“ sterben würden - darf Liebe soweit gehen?

Liebe darf alles. Es geht in dem Song darum, zu zeigen, was dieser Mann mir bedeutet.

In „Love Is A Losing Game“ erklären sie das „Spiel“ für verloren - ist damit die Story mit diesem Mann für immer beendet?

Nein. Ich schaue nur zurück auf den Anfang. Dieses Brennen, das er ausgelöst hat. „Ich wünschte, ich wäre nie eingestiegen, was für ein Schlamassel. Und jetzt der letzte Stand, die Liebe ist ein verlorenes Spiel. Auch wenn ich blind war, Liebe ist ein Spiel mit dem Schicksal. Erinnerungen quälen mich, Liebe ist ein Spiel mit dem Schicksal.“

Aber sie lassen ihn gehen - zumindest erzählen sie in „Tears Dry On Their Own“ davon...

Man kann nach einer Trennung auch wachsen. Du gehst durch ein Tal, weinst, trauerst. Irgendwann trocknen deine Tränen - von selbst. „Er geht davon. Die Sonne geht unter, er nimmt das Licht mit, aber ich bin gewachsen. Und in diesem Grau, in diesem blauen Zwielicht, trocknen meine Tränen von selbst.“

Hat sich eigentlich der Mann in ihren Songs wieder erkannt, wenn ja, war das beabsichtigt?

Es war meine Verarbeitung meines Schmerzes. Es war eine andere Art von Liebeserklärung. Ich brauche ihn.

Sie leben ihr Leben, wie es ihnen gefällt und scheren sich nicht um die Meinungen der Leute, die sagen, sie hätten zum Beispiel ein Alkoholproblem oder würden ein zu wildes Leben führen. Manche würden sagen, sie verdrängen da etwas...

Ich sage es doch ganz offen: Ich trinke zu viel, ich rauche zu viel, ich esse manchmal zu wenig und hab Spaß im Leben - wo bitte ist da die Verdrängung? Wäre ich brav und würde Apfelsaft trinken und mir eine Schleife ins Haar binden und von Blumen und Wolken faseln, dann würden die gleichen Leute fragen: Ist sie eigentlich noch ganz dicht.