Die nächtliche Fahrt über den Rhein war für mich nicht wegen des Flusses beeindruckend (von ihm war ja auch nicht so viel zu erkennen), nein, vielmehr die Tatsache, dass ich es seit 1989 das erste Mal geschafft hatte nach Köln zu fahren: Ein erhebendes Gefühl machte sich in mir breit. So ging ich zu Bett.

Ich war bei Freunden untergekommen, und nun saßen wir zusammen beim Frühstück: Tafelwein vom Rhein und Bio-Eier. 11:11 Uhr, nun schloss sich der Kreis, denn im WDR lief die Live-Übertragung der Erstürmung der Rathäuser, mit der symbolischen Aushändigung der Schlüssel. Eine Konferenzschaltung

aus den verschiedenen Städten.

Nachdem Wein und Eier alle waren, wurde es ernst: Ich legte mein Kostüm an. Einen farbenfrohen Gehrock und einen Dreispitz mit grüner und gelber Feder. In mir keimte der Verdacht, dass ich an einen Piraten erinnern könnte. Dann noch der angemalte Bart und ich hatte ein Lächeln für mich selbst übrig.

Dann fand ich mich auf dem Severinsplatz wieder. Inmitten der singenden Menge, die mich an eine bunte, beschwipste Amöbe erinnerte. Doch hatte ich nie zuvor eine so freundliche getroffen.

Plötzlich standen die Höhner (die wohl populärste Karnevals-Combo vom Rhein) auf der Bühne und gaben „Viva Colonia“ zum Besten: Nun wurde auch ich von den Gesängen ergriffen.