Lenka Reinerová tot
Während des Holocaust hatte die jüdische Schriftstellerin ihre gesamte Familie verloren. Dennoch setzte sie sich stets für die Versöhnung ein. Sie galt als lebensfroh, freundlich und agil. Für die Tschechen war sie die "Grande Dame" der Prager Literatur.
Das Prager Literaturhaus deutschsprachiger Autoren, das sie mit begründete, erhielt nach der Todesnachricht seiner Mentorin viele private Beileidsschreiben. "Freunde und Unbekannte melden sich, der Tod hat uns alle tief getroffen", sagte Lucie Cernohousova, Leiterin des Literaturhauses, in Prag. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier würdigte die große Persönlichkeit ebenso, wie die deutsche Schillerstiftung.
In den 30er Jahren traf Lenka Reinerová als junge Journalistin in Prag auf die führenden Köpfe der deutschen Emigration. Als Prag 1939 besetzt wurde, befand sie sich bei Freunden in Bukarest und ging von dort nach Paris. Dort wurde sie für sechs Monate inhaftiert und floh dann über Casablanca nach Mexiko. Dort arbeitete sie für die Vertretung der tschechischen Exilregierung. Nach Kriegsende kehrte sie als Letzte ihrer Familie nach Prag zurück.
Die kommunistischen Säuberungen brachten sie ein zweites Mal, diesmal für ein Jahr, ins Gefängnis. Trotz ihres
schweren Schicksal war sie nie verbittert und blieb bis zu ihrem Tod in der goldenen Stadt.
Sie sprach das typische Prager-Deutsch, von dem der Verleger und Gründer des Wagenbach Verlags Klaus Wagenbach einmal sagte: "Wenn Sie wissen wollen, wie Kafka gesprochen hat, hören Sie Reinerová zu.“
Lenka Reinerová wird voraussichtlich am kommenden Freitag auf dem städtischen Friedhof beigesetzt.